Perspektivische Nachwuchsarbeit

"Trainer sind die zentrale Figur"
Warum sollte mein Kind Schach spielen? Warum brauchen Kinder und Jugendliche einen Verein?

So wie Schach derzeit in der Gesellschaft präsentiert wird, ist diese Frage sehr schwer zu beantworten. Das Kernproblem ist, dass Schach für Medien und damit für die breite Bevölkerung unattraktiv ist. Fußball und andere Ballsportarten sind in der Presse und im Fernsehen dominant. Klar, junge Leute wollen sich bewegen und wollen aktiv sein. Für viele ist Schach jedoch eine wichtige Ergänzung. Schach verbessert persönlicher Eigenschaften wie Konzentrationsfähigkeit, logisches Denken, Kreativität, zielstrebiges Denken. Schach fördert aber auch eigenständiges Denken und Handeln. Das Vorstellungsvermögen, Planen und Vorausdenken wird strukturiert gefördert. Mittels geometrischer Muster auf dem Schachbrett wird auch das Rechnen unterstützt. Zudem werden viele weitere mathematische Elemente gebraucht. Entscheidungen werden überdacht und auf lange Sicht leichter getroffen. Das Selbstvertrauen wächst. Zahlreiche dieser Eigenschaften werden auch im Alltagsleben gefordert, die Kinder behaupten sich besser im Alltag. Dem wollen wir in unsere Sektion gerecht werden. Beim USV Volksbank Halle hat sich für junge Spieler eine Übungslandschaft entwickelt. Dafür stehen wir in unserem Verein durch Kontinuität.

Die Trainer sind ein wichtiger Garant dafür, dass die Freude der Kinder am Schach langfristig bleibt, denn die Trainer sind die zentralen Figuren für unseren Nachwuchs, sie sind Vorbild, Lehrer und Ansprechpartner für die Kinder. Trainer bringen den Sachverstand ein, Kinder nach ihren Bedürfnissen individuell zu fördern und Teamgeist zu wecken. Deshalb brauchen unsere Kinder und Jugendliche die Unterstützung durch einen Verein.
Wie können wir das bewerkstelligen und wer garantiert das?
Mit meiner Wahl zum Nachwuchsreferenten der Sektion Schach des USV Volksbank Halle habe ich mir vorgenommen, die schon seit vielen Jahren gelebte kontinuierliche Nachwuchsarbeit nicht zu reformieren, sondern weiter zu entwickeln. Meine Herangehensweise ist nicht die Revolution sondern die Evolution.
Die Arbeit mit einer breiten Masse im Nachwuchsbereich ist die Keimzelle von stabilen Kinder- und Jugendmannschaften. Die Mannschaften sollen durch Spitzenspieler getragen werden. Um die Leistung der Jugendmannschaften zu verbessern, muss die Leistung der einzelnen Spieler verbessert werden. Mit viel Fleiß werden beispielsweise junge interessierte Kinder durch Lieselotte Schneide und Dr. Joachim Kirmas betreut. Um die besten Schützlinge und jungen Talente, die sich in diesen Gruppen hervortaten hatte sich bisher hervorragend Frank Dietze bemüht. Mit dem Vereinswechsel von Frank haben nun Joachim Kirmes und Helmar Liebscher diese Tätigkeit lückenlos fortgesetzt. Es hat sich dabei gezeigt, dass die Qualität durch das Training der beiden erfahren Schachspieler Liebscher/Kirmas im Tandem noch gesteigert werden konnte. Das das Training für die Schachkinder hier lückenlos auf hohem Niveau weitergeführt werden konnte war wichtig. Es standen sofort neue Ansprechpartner zur Verfügung, die auf die individuellen Wünsche der Kinder eingingen.
Die Kinder unseres Vereins sollen langfristig eine Perspektive haben. Wir stellen alle Altersklassen von der U10 bis zur U16 (in Perspektive auch eine U20). So haben die Kinder die Möglichkeit mit ihrem Alter in die nächste Trainingsgruppe und nächste Mannschaft zu wachsen. Um das zu stemmen stehen den Kindern für die Trainings- und Übungsstunden vier Trainer zur Seite. Für die individuelle Spitzenförderung einzelner, hochmotivierter und hochtalentierter Kinder gibt es weitere persönliche „Patenschaften“ mit Spielern des Vereins.
Wir haben gegenwärtig mit Lieselotte Schneider eine Trainerin die erheblichen Anteil an der Entwicklung der Basis hatte und haben wird. Für die Fortgeschritten steht unser „Tandem“ Liebscher/Dr. Kirmas zur Verfügung. Es gilt jedoch noch zwei wichtige Lücken zu füllen. Erstens, der Übergang aus den Übungsgruppen der Jüngsten in die Trainingsgruppe der fortgeschrittenen am Donnerstag und zweitens der weitere Aufbau des Spitzentrainings, mit dem Ziel Landes-Kader zu entwickeln.
Mehrere Mannschaftsleiter haben sich gemeldet, damit die Kinder entsprechend ihrer Leistung eingesetzt werden können. Nachwuchsspieler sollen bewusst in die Erwachsenenligen integriert werden. So werden junge Spieler künftig in Mannschaften der Verbandsliga, Bezirksliga, Bezirksklasse und Kreisklasse eingesetzt. Durch die Mannschaftsleiter erfolgt die Vorbereitung auf das künftige Spiel. Es wird etwas getan, es genügt nicht zu klagen, dass für die eigene Liga keine geeigneten Spieler zu Verfügung stehen, wenn kein Schritt dafür getan wird. Wir Schachspieler wissen wie ein Spiel zu nächst aufgebaut werden muss, um gute Voraussetzungen für das Mittelspiel und erst recht für das Endspiel zu erarbeiten. Dabei wird einem selten etwas geschenkt. Beim eigenen Aufbau des eignen Vereinsnachwuchs können wir somit auch nicht glauben, dass uns etwas geschenkt wird. Wir können hochqualifizierte Nachrücker in den Mannschaften nur erwarten, wenn der schachliche Nachwuchs vorher ausreichend aufgebaut wurde. Der Grundstein dafür ist gelegt. Eine weitere Anregung für die künftige Nachwuchsarbeit ist die Gestaltung von Themennachmittagen für unsere Kinder- und Jugendtrainings am Dienstag und besonders auch am Donnerstag, um das Schachtraining interessant zu gestalten. Die Einbeziehung der Familien ist wichtig, deshalb findet jeweils am ersten Donnerstag des Monats ein Familienschachnachmittag statt. Hier können Eltern und Geschwister im Familienblitzturnier am Vereinsleben teilhaben und die Jugendlichen erhalten Kontakt zum Training der Erwachsenen. Für die Nachwuchsverantwortlichen ist durch diesen Familienschachnachmittag auch die Brücke zu den Eltern gegeben, um sich mit ihnen zur Entwicklung der Kinder auszutauschen. Die Einbeziehung der Eltern bei der Betreuung und Begleitung der Mannschaften muss stärker erfolgen.
Der wichtigste Baustein für die Nachwuchsarbeit im Schach ist jedoch die Fähigkeit über den eigenen Verein hinauszudenken. Es notwendig in einem Diskussionsprozess mit anderen Vereinen zu gehen, um Strategien für die Nachwuchsarbeit im Interesse des Schachs insgesamt zu entwickeln.
Nur wenn es uns gelingt aus Freude Leidenschaft zu entwickeln, aus purem Spiel an einem Brett das Zugehörigkeitsgefühl zum Team zu wecken,  den Stolz zu genieren, einem Verein anzugehören der eine Bundesligamannschaft der Frauen und eine 2. Bundesligamannschaft der Männer hat, bleiben uns die jungen Spieler langfristig erhalten.

Fragen und Hinweise nehme ich gern entgegen.

Jürgen Gutsche